Vita - Bernhard Sinkel - Filmemacher

Ich kam in Frankfurt am Main zur Welt, in der Diakonissenanstalt Eschersheimer Landstraße, am 19. Januar 1940, einem Freitagmorgen. 

Aufgewachsen bin ich in Friedberg / Hessen, ging dort zur Volksschule, und später in Stuttgart, Marl und Marienau bei Dahlenburg aufs Gymnasium. An der LM Universität in München habe ich Theaterwissenschaft und Jura studiert. Während des Studiums spielte ich Theater an der Studiobühne der Universität und machte im Rationaltheater politisches Kabarett.

1969, nach dem zweiten Staatsexamen lebte ich zwei Jahre in Hamburg und leitete die Dokumentation des Nachrichtenmagazins Der Spiegel, mit der Aufgabe, aus dem Archiv ein digitales Informationssystem zu entwickeln. Die elektronische Datenverarbeitung steckte damals hierzulande noch in den Kinderschuhen und deshalb hospitierte ich 1970 einige Sommermonate lang in den Archiven von Times und Newsweek in New York.

Eine Wirtschaftskrise Anfang der Siebziger Jahre ließ das Projekt scheitern und ich ging 1972 nach München zurück, lernte by doing in der Unabhängigen Lichtspielmanufaktur U.L.M., einer Münchner Außenstelle des Ulmer Instituts für Filmgestaltung, als Autor, Regisseur, Cartoonist und Produzent unzähliger kleiner Kinderfilme für die Sesamstraße des NDR das Filmemachen und drehte 1973 Clinch oder das Puppenhaus - meinen ersten Fernsehfilm für die ZDF-Sendereihe „Das kleine Fernsehspiel“.

Als Autor, Regisseur und Produzent machte ich 1973, mit Unterstützung des Kuratoriums Junger Deutscher Film und des WDR, meinen ersten Kinofilm Lina Braake – die Interessen der Bank können nicht die Interessen sein, die Lina Braake hat, mit der wunderbaren Lina Carstens und dem ebenso wunderbaren Fritz Rasp, in einer Low budged Produktion in Höhe von fünfhunderttausend Mark. Der Film wurde unversehens zu einem der ersten Publikumserfolge des Jungen Deutschen Films, erhielt 1975 das Filmband in Silber und im gleichen Jahr, auf dem Filmfestspielen in Berlin, den INTERFILM Preis des Jungen Forums, sowie ein Jahr darauf u.a. den Ernst Lubitsch Preis für die beste deutsche Komödie.

Mein Freund Alf Brustellin, Filmkritiker der Süddeutschen Zeitung, und ich gründeten 1974 in der U.L.M. die ABS-Film-Produktion und gemeinsam schrieben, inszenierten und produzierten wir in den nächsten Jahren zusammen mit dem unvergleichlichen Produzenten Heiner Angermeyer, einem der letzten großen Herren in der deutschen Spielfilmbranche, die Kinofilme Berlinger – ein deutsches Abenteuer (1975) und Der Mädchenkrieg (1976), nach dem Roman von Manfred Bieler.

In den folgenden Jahren versuchte sich dann jeder von uns an eigenen Projekten, die wir jedoch auch weiterhin gemeinsam entwickelten, schrieben und produzierten: Alf machte den Sturz  (1978), nach dem Roman von Martin Walser und versuchte den Schnupfen, nach dem Roman von Stanislaw Lem, auf die Beine zu stellen, bevor er 1981 bei einem tragischen  Verkehrsunfall ums Leben kam. Ich machte den Taugenichts (1977), nach der Novelle von Eichendorff und Kaltgestellt – ein kleiner schmutziger Film (1979), der im Jahr darauf zu den Filmfestspielen nach Cannes als offizieller Wettbewerbsbeitrag der BRD eingeladen wurde. Dazwischen, im Frühjahr 1978, drehten Alf und ich noch einmal gemeinsam einen Beitrag für den Omnibusfilm Deutschland im Herbst.

In den 80iger Jahren arbeitete ich für das Deutsche Fernsehen und machte drei große Mehrteiler: Für das ZDF den Felix Krull (1981) nach dem Roman von Thomas Mann, und Hemingway (1987). Dazwischen 1986 für den WDR Väter und Söhne, einen neunstündigen Film über die Verstrickung der IG-Farben in das dritte Reich, mit Burt Lancaster und Julie Christie.

In den 90iger Jahren begann ich mit der Arbeit an Maestro, einem mehrteiligen Film, der die exemplarische Karriere eines deutschen Dirigenten zum Inhalt hatte und als Pendant zu Väter und Söhne geplant war. Ging es dort um Geschäft und Moral, ging es hier um Kunst und Charakter. Um mich in die Welt der Musik einzuarbeiten, inszenierte ich 1993 Die Bassariden von Hans Werner Henze an der Deutschen Oper am Rhein, 1994 Die Opera Minute von Darius Milhaud, 1994 The Poor Sailer von Jean Cocteau und 1995 den Parsifal von Richard Wagner am Städtischen Opernhaus in Nürnberg.

Dazwischen, 1992 machte ich noch einen Kinofilm,  Der Kinoerzähler, nach dem Roman von Gerd Hofmann, mit dem großartigen Armin Mueller-Stahl und Martin Benrath, meinem Lieblingsschauspieler, bevor ich 1999 entschied, keine Filme mehr zu machen: Der Maestro war bereits zu 90% finanziert, als die Bayerische Filmförderung völlig unerwartet den Antrag der Bavaria auf eine bereits zugesagte Restfinanzierung ablehnte und das Projekt drei Wochen vor Drehbeginn abgetrieben wurde.

Nunmehr schreibe ich also Bücher. Zwei Thriller, „Bluff“ und „Der dritte Sumpf“ sind bei dtv und das Buch zu dem Maestro Projekt ist unter dem Titel „Augenblick der Ewigkeit“ bei Knaus herausgekommen. Jetzt also erscheint im März 2017 „Der Wachtelkönig“ im CMZ Verlag.

Bernhard Sinkel

München

 

Filme, Bücher, Inszenierungen:


1973 - Clinch

1974 - Lina Braake

1975 - Berlinger

1977 - Der Mädchenkrieg

1977 - Taugenichts

1978 - Deutschland im Herbst

1980 - Kaltgestellt

1981 - Felix Krull

1986 - Väter und Söhne

1987 - Hemingway

1991 - Die Bassariden

1991 - My Favourite Opera

1992 - Der Kinoerzähler

1994 - Parsifal

2003 - Bluff

2005 - Der dritte Sumpf

  1. 2010 - Augenblick der Ewigkeit

  2. 2017 - Der Wachtelkönig