Väter und Söhne - Charaktere

GEHEIMRAT CARL JULIUS DEUTZ, Gründer und Inhaber der nach ihm benannten Farben- und Teerfabrik. Er führt seine Firma und seine Familie nach streng patriarchalischen Regeln, auf deren Einhaltung er strikt beharrt. Er bevorzugt seinen Sohn Ulrich gegenüber seinem Sohn Friedrich und verweigert seiner Tochter Luise das Studium der Medizin. Außerhalb seiner Firma interessieren ihn nur zwei Dinge: seine Orchideenzucht und das Faustballspiel.

Dargestellt von BURT LANGASTER

 
ULRICH DEUTZ, ältester und bevorzugter Sohn des Geheimrats und designierter Nachfolger seines Vaters in der Firma. Er ist verheiratet mit Charlotte, Vater von Georg und den Zwillingen Elli und Edmund. Ulrich ist seinem Vater in bedingungsloser Loyalität ergeben. 1914 zieht er als Leutnant in den Krieg und stirbt als Major, schwer verwundet, in den Armen von Luise und Heinrich.

Dargestellt von RÜDIGER VOGLER

 
FRIEDRICH DEUTZ, jüngerer und begabterer Sohn des Geheimrats. Er leidet unter der Benachteiligung des von ihm verehrten Vaters, der ihn zur Ausbildung nach Amerika schickt. Friedrich ist Pragmatiker, Macher und Manager. Er sitzt bald im Vorstand der Interessengemeinschaft in einer Position, wo alle wichtigen Entscheidungen zusammenlaufen. Er taktiert und verhandelt brillant, ist ehrgeizig und erfolgreich, attraktiv und kontaktfähig und in komplizierte Beziehungen verstrickt. Nach dem Tod des Geheimrats heiratet er Ulrichs Witwe Charlotte, unterhält aber gleichzeitig eine Beziehung zu der Tänzerin Anni, für die er in Berlin einen Salon einrichtet. Im Dritten Reich trägt er geschickt zum gewinnbringenden Arrangement mit den Nazis bei.

Dargestellt von DIETER LASER

 
LUISE DEUTZ, einzige Tochter des Geheimrats. Sie studiert gegen den Willen ihres Vaters Medizin. Luise ist frech, intelligent, unabhängig und selbstbewußt. Während der Jubiläumsfeier im Hause Deutz verliebt sie sich in Heinrich Beck, heiratet ihn später, hat mit ihm den Sohn Carl und arrangiert sich geduldig mit einem Leben an der Seite dieses genialen und schwierigen Mannes. Sie verliert ihr zweites Kind kurz vor der Geburt bei einem Unfall. Den Nationalsozialismus verachtet sie.

Dargestellt von TINA ENGEL

 
HEINRICH BECK ist der Mann von Luise, der Vater von Carl und ein alter Studienfreund von Friedrich. Er stammt aus bescheidenen Verhältnissen und arbeitet sich als begabter Ingenieur und Chemiker schnell und erfolgreich bis an die Spitze der Interessengemeinschaft vor. 1934 erhält er den Nobelpreis. Was Friedrich in dem Bereich der Organisation leistet, leistet Heinrich im Bereich der Forschung. Ihm gelingt die Hydrierung von Benzin und künstlichem Kautschuk aus Kohle. Im Ersten Weltkrieg entwickelt er eine Technik zur synthetischen Herstellung von Salpeter, dem Grundstoff zur Produktion von Munition und hilft so, den Krieg um Jahre zu verlängern. Sein Wesen ist schwierig, genial und gefährdet, sein Temperament aufbrausend und cholerisch. Einschneidende Erlebnisse treiben ihn in heftige Depressionen. Nach diesen Phasen der Isolation gewinnt er aber wieder seine Beherrschung und Konzentration zurück. Seine leidenschaftliche Forschernatur überträgt sich auch auf sein einziges Hobby, das Sammeln von Käfern, Schmetterlingen und Insekten.

Dargestellt von BRUNO GANZ

 
CHARLOTTE DEUTZ ist die Frau von Ulrich, Mutter von Georg, Elli und Edmund. Vor der Ehe mit Ulrich machte sie unter ihrem Mädchennamen Charlotte von Döring erfolgreich Karriere als Sängerin. 1929 geht sie eine Vernunftehe mit Friedrich ein, der sie einmal geliebt hat. Gleichzeitig hat Charlotte eine Affäre mit Max Bernheim, dem Sohn des Bankiers. Charlotte ist leidenschaftlich und sprunghaft, berechnend und sinnlich, schön und kokainsüchtig. Die einzige Konstante in ihrem Leben ist die fast erotische Liebe zu ihrem Sohn Georg.

Dargestellt von JULIE CHRISTIE

 
GEORG DEUTZ, ältester Sohn aus der Ehe von Charlotte und Ulrich. Seine Mutter liebt ihn fast zerstörerisch, er fällt als hochsensibler und kontaktschwacher Junge völlig aus dem Rahmen der Familie. Chemie peinigt ihn, sie verursacht bei ihm schlimme Allergien. Zur Enttäuschung seines Großvaters, der ihn nach Ulrichs Tod zum Kronprinzen der Firma machen will, wendet er sich der Schauspielerei zu. Später nimmt er den Mädchennamen seiner Mutter an und macht unter den Nazis zielbewusst Karriere als Filmregisseur. Sein einziger Freund ist der gleichaltrige Jude Max Bernheim.

Dargestellt von HERBERT GRÖNEMEYER

 
CARL BECK ist das einzige Kind von Luise und Heinrich. Er hat eine strenge und einengende Kindheit im Schatten seines Vaters. Trotz seiner Begabung für die Chemie will er Soldat und ein Held wie Edmund werden. Sein Vater verhindert das. So beteiligt er sich erst widerwillig, später dann engagiert und erfolgreich am Aufbau der „Interessengemeinschaft Auschwitz". Als ihm die Zusammenhänge klar werden, kehrt er unter Aufgabe aller Privilegien dem Wahnsinn seiner Väter den Rücken und meldet sich freiwillig an die Front.

Dargestellt von BURKHARD HEYL

 
BANKIER BERNHEIM ist ein national gesinnter, gläubiger Jude. Er stammt aus der Generation von Carl Julius Deutz und ist ihm und seiner Familie seit vielen Jahren freundschaftlich verbunden. Er ist Vorsitzender des Aufsichtsrates der Interessengemeinschaft. Als kluger Geschäftsmann vermag er allein die Argumente der alten wie der neuen Unternehmergeneration zu begreifen und für sich zu nutzen. Nach der Machtübernahme durch die Nazis verweigert er bis zuletzt die Einsicht, dass die politische Entwicklung seine Existenz zerstören würde. Als man ihn aus seinem Bankhaus treibt, bricht er innerlich zusammen und gibt sich auf. Friedrich versteckt ihn eine Zeit lang, doch Bernheim setzt sich freiwillig der Entdeckung aus, wird verhaftet und im KZ umgebracht.

Dargestellt von MARTIN BENRATH

 
JUDITH BERNHEIM, Tochter von Bernheim, ist eine Frau von großer Schönheit. Sie liebt Friedrich, doch der vermag ihrem kompromißlosen Gefühl nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen. Sie ist leidenschaftlich und demütig, wild und keusch, und rigoros bis zur Selbstaufgabe. Sie engagiert sich politisch gegen den Krieg und verzweifelt an Friedrichs leichtfertiger Legitimation des Gaskrieges. Doch Friedrich nimmt ihre Einwände nicht ernst. Als sie dadurch ihre Liebe enttäuscht und zerstört sieht, bringt sie sich um.

Dargestellt von LAURA MOKANTE

 
MAX BERNHEIM ist Bernheims einziger Sohn und Freund des gleichaltrigen Georg. Er hat weder Lust noch Ambitionen, in der Bank seines Vaters Karriere zu machen. Zwei Leidenschaften und Begabungen zeichnen ihn aus: Schnelle Autos und schöne Frauen. Er ist ein Sunnyboy mit Tiefenschärfe und besitzt viele Facetten. Charlotte reizt den gutaussehenden Draufgänger zu einem kurzen Verhältnis. Er leidet unter seiner jüdischen Abstammung und versucht, sich als Mitglied einer deutsch-nationalen Burschenschaft gesellschaftlich unauffällig zu machen. Zwei Entwicklungen verändern sein Leben radikal: Er verliebt sich in Elli und wird kurz darauf Opfer einer politischen Intrige. Dadurch wird er schnell erwachsen und verliert seine Oberflächlichkeit. Durch Ellis selbstloses Eintreten für ihn gelingt ihm der Absprung nach Paris und später London, wo er Abwehroffizier der Alliierten wird. Bei den Nürnberger Prozessen 1947 trifft er als Zeuge der Anklage Elli und seine Tochter Julchen wieder.

Dargestellt von HANNES JAENICKE

 
EDMUND DEUTZ ist Ellis Zwillingsbruder, ein gradliniger Realist ohne starke Gefühle. Zwischen den Zwillingen besteht ein inniges Verhältnis. Als Luftwaffenoffizier und Kampfflieger kommt er im Zweiten Weltkrieg ums Leben.

Dargestellt von MARTIN FALK

 
ELLI DEUTZ ist der weibliche Zwilling aus der Ehe von Charlotte und Ulrich. Sie wird nach dem Tod ihres Vaters im Ersten Weltkrieg geboren. Durch ihr Bewusstsein für die Ereignisse, die um sie herum passieren, entwickelt sie sich von einer behüteten hübschen Naiven zu einer der tragenden Frauenfiguren der Geschichte. Sie ist aufrichtig, hingebungsbereit und verantwortungsbewusst. In ungünstiger Zeit verliebt sie sich in den jüdischen Bankierssohn Max, wird schwanger und bekommt von ihm die Tochter Julchen. Als Opfer einer politischen Intrige wird ihr Geliebter verhaftet. Im Tausch gegen seine Freilassung bietet sie dem verhassten Nazi Sokolowski einen hohen Gegenwert: sich selbst.

Dargestellt von KATHARINA THALBACH

 
SOKOLOWSKI stammt aus dem gleichen Jahrgang wie Georg und Max, er bricht sein Chemiestudium ab und schließt sich fanatisch, doch zunächst erfolglos, der Nazibewegung an. Körner liest ihn am Straßenrand auf und protegiert ihn in die Interessengemeinschaft. Dort macht er sich – dank seiner guten Verbindungen zu den Nazis – schnell unentbehrlich. Er ist hochintelligent, aggressiv und eiskalt, ein brillanter Intrigant, der Max ins offene Messer laufen läßt. Seine ehrgeizige menschliche Regung ist die Liebe zu Elli, die sich ihm nur ausliefert, um ihren Geliebten Max zu retten.

Dargestellt von ALEXANDER RADSZUN

 
OLGA ist die Freundin von Georg Deutz. Sie tingelt mit ihm als Vortragskünstlerin durch drittklassige Berliner Kneipen und unterstützt ihn in seinem Vorhaben, Schauspieler zu werden. Als Georg durch die Protektion seines Großvaters Filmregisseur bei der UFA geworden ist, muss Olga als Jüdin vor den Nazis ins Ausland fliehen.

Dargestellt von DAPHNE WAGNER